Als ich meinen Laden in Neukölln hatte, kam mindestens einmal die Woche jemand, der oder die ein Kleidungsstück retten lassen wollte. Es handelte sich zum Beispiel um löchrige Lieblingsjeans, die repariert werden sollten oder Klamotten mit anderen Abnutzungserscheinungen.
Am häufigsten war jedoch die Bitte Lieblingsteile zu kopieren.
Meist konnte ich nicht Nein sagen, weil es mir schon damals am Herzen lag, Kleidung zu retten oder zu helfen, wenn etwas von so großer Bedeutung war, dass es bewusst nachgebildet werden sollte.
In dieser Zeit lernte ich wahnsinnig viel über Materialien, Schnitte, Verarbeitung und die Liebe meiner Kundschaft zu Kleidungsstücken.
Da diese Arbeit sehr zeitaufwendig ist, kann ich sie heute – als Mutter von zwei Kita-Kindern– nicht mehr anbieten.
Deshalb ist es umso schöner zu sehen, dass es jetzt eine ganze Karte voller Orte gibt, an denen Textilien wertgeschätzt und gewürdigt werden.
Falls Du eine Reise oder einen Kurzbesuch in die Hauptstadt planst, ist der A-gain Guide mein Tipp für Dich.
Der A–gain Guide ist eine digitale Plattform auf der Orte zur Rettung von Textilien gelistet sind. Hier findest Du Designer:innen die Upcycling anbieten, Änderungsschneidereien, Textil–Sammelstellen, Second-Hand-Shops, Schuster und noch mehr Dienstleister:innen, die helfen, Kleidung vor der Verbrennung zu bewahren. Auf einer Stadtkarte kann man sich die Angebote anschauen und je nach Bedarf und Bezirk filtern.
Falls Du in nächster Zeit nicht in Berlin sein wirst, habe ich eine Idee. Vielleicht hast Du Lust Deine eigene Textilrettungskarte zu erstellen? Eine Liste mit Anlaufstellen in Deiner Umgebung würde völlig reichen. Du könntest sie mit Nachbarn oder Bekannten in Deiner Nähe oder in sozialen Netzwerken teilen. So könnte es uns gelingen mehr Menschen für das Thema “nachhaltiger Modekonsum” zu sensibilisieren.